Dieser Workshop hat sich dem Prozess des Sichtbarwerdens gewidmet.

Ein jeder von uns hat, wenn er etwas in seinem Leben beginnt, eine Idee, eine Motivation, eine Vorstellung von dem, was er erreichen oder wie er etwas gestalten möchte. Der Alltag zwingt uns dann jedoch diese hehren Ziele, Ideale zurückzustellen und wenn wir nicht achtsam sind, dann verschütten diese Impulse im Laufe der Zeit.

Mancher Impuls erscheint einem selbst zu klein, als dass man ihn an die große Glocke hängen mag. Zum Beispiel: „Ich würde mit meiner Klasse im Epochenunterricht im Wald gerne ein Baumhaus bauen.“ Dabei kann sich in der Umsetzung durchaus herausstellen, dass das Vorhaben für die Schülerinnen und Schüler, die Eltern sowie die in der Klasse Unterrichtenden eine markante Veränderung im Miteinander zum Ergebnis hat. Und das wiederum kann Auswirkungen auf den gesamten Schulorganismus haben.

REGNOSE

Wir haben gesehen, dass manche Kolleg:innen ihre eigenen alten Impulse und Ideen, die sie in den Lehrberuf eigentlich hineingetragen haben, wieder entdecken müssen. Sie sind vom Unterrichtsalltag längst überdeckt und irgendwie ‚verlegt‘.
Um mit diesen Impulsen einen emotionalen, neu gefühlten und dadurch konkreten Kontakt herzustellen, setzen wir die Regnose ein. Matthias Horx hat diesen Begriff eingeführt, als er 2020 darüber reflektiert hat, wie die „Zukunft nach Corona“ aussehen kann. Man kann sich eine Regnose als einen inneren gedanklichen Zukunftsentwurf vorstellen. Horx stellt das als innerliche Arbeit vor. Die „Re-Gnose“ stellt er in den Gegensatz zur „Pro-Gnose“. Die Prognose hat den Nachteil, dass sie nur eine Erwartung formuliert, die aus den eigenen vergangenen und den gegenwärtigen Erfahrungen gespeist ist. Prognosen erweisen sich nicht als Impulse zur Veränderung. Eine erfolgversprechende Veränderung hat zur Voraussetzung, dass sich die handelnde Person selbst mit in einen Veränderungsprozess stellt. Regnose heißt: Ich versetze mich fiktiv in eine Zeit, an einen Ort, in eine Personengruppe und in eine Aufgabe, die vielleicht fünf Jahre in der Zukunft liegt. Dann malt man sich die Situation aus, fühlt sich in die Fragen, die anstehen, hinein und entdeckt Dinge, die sich idealerweise verändert haben oder notwendigerweise verändert haben müssen. In einem anschließenden Reflexionsprozess wird realisiert, was sich verändert haben muss, wenn die aus der Zukunft heraus entwickelte Neugestaltung erreicht werden soll. Und ich erkenne meinen eigenen Anteil in diesem Prozess.

Umsetzung

Aus der individuell-innerlichen Regnose bei Horx haben wir ein szenisches Spiel entwickelt, in dem Formen des Improvisationstheaters eingesetzt werden. Im „Regnose“-Szenario spielten wir in Gruppen Szenen der Zukunft, den anderen Gruppen vor. Mitglieder der Kerngruppe stellten die Spielleitung, diese gab auch die Zeit vor: „In fünf Jahren“ zum Beispiel. Auch machte sie Vorschläge über den Ort. Zum Beispiel „Schulhof“, „Lehrerzimmer“, „Klassenzimmer“, „Stadtteilforum“ o.ä. Drei bis fünf Personen bildeten dann eine Gruppe, entschieden sich für einen Ort, fanden selbst ein Thema, verteilten die Rollen und bereiteten sich nur in groben Zügen auf das Spielen selbst vor. Das Konzept der Gruppe musste Raum für Improvisation geben. Die in groben Zügen entworfenen Szenen wurden dann den anderen Teilnehmer:innen vorgespielt. Das Erlebnis war jedes Mal verblüffend. Das Publikum bekam völlig überraschende und unerwartete Ideen vorgespielt, was als Anregung auch mitgenommen werden konnte und reagierte immer mit spontanem, frohem Applaus. Und die Spielenden waren innerlich oft sehr berührt, weil sie im Spiel auf Lösungsideen gekommen waren, die im ursprünglichen Vor-Konzept noch gar nicht vorgesehen waren.

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